Walter Schenker

Walter Schenker, geboren am 16.7.1943 in Solothurn (Schweiz). Nach Maturaprüfung an der Kantonsschule Solothurn (1962) Studium der Germanistik in Zürich. 1968 Promotion über die Sprache Max Frischs. Von 1968 bis 1974 Assistententätigkeit an den Universitäten in Freiburg i.Br. und Zürich. Von 1974 bis 1979 Assistenzprofessor, von 1979 bis 1984 Professor auf Zeit für Germanistische Linguistik an der Universität Trier; 1975 Habilitation über die Sprache Huldrych Zwinglis. Schenker lebte als freier Schriftsteller in Trier und war ehrenamtlich als Diakon tätig. Er starb am 7. 8. 2018 in Trier.

*  16. Juli 1943

†  7. August 2018

von Josef Zierden

Essay

Als Sprachwissenschaftler hat Walter Schenker immer wieder den Zusammenhang von Sprache und gesellschaftlicher Veränderbarkeit untersucht. Seine literarischen Veröffentlichungen dokumentieren die vielfältigen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verkrustungen in der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland seit der Nachkriegszeit; sie sind zugleich ein durchgängiges Plädoyer, die Grenzen und Mauern eingefahrener Wirklichkeitswahrnehmungen, ideologischer Weltdeutungen und erstarrter Ordnungen zu überwinden.

Ideologiekritik mit literarischen Mitteln versuchten schon die sieben „Solothurner Geschichten“ in „Leider“ (1969). In mimikryartiger Nachbildung alltäglicher Sprach- und Denkmuster, mit fortwährenden Kontrastierungen, Parallelisierungen und Ironisierungen beschreibt Schenker darin die bürgerliche Gesellschaft der schweizerischen Kantonshauptstadt zur Zeit des Kalten Krieges: die Fassadenhaftigkeit und Widersprüchlichkeit der restaurativen Ordnungs- und Wertewelt ...